Cannabispatienten & Führerschein: So bleibst du auf der sicheren Seite

Cannabispatienten & Führerschein: So bleibst du auf der sicheren Seite

Written by: Pia Franziska Kraus

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Cannabispatienten & Führerschein: So bleibst du auf der sicheren Seite

Viele setzen Cannabis mit Drogen gleich und so ist für die meisten klar: Wenn man Cannabis konsumiert hat, darf man kein Fahrzeug führen. Doch das stimmt nicht ganz. Als Cannabispatient profitierst du von etwas anderen Regeln. Was Cannabispatienten über den Führerschein und das Autofahren wissen sollten, zeigt dieser Artikel.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Wer das Cannabinoid THC zu Freizeitzwecken konsumiert und sich in einen Rauschzustand versetzt, darf kein Auto fahren.

Für Cannabispatienten gibt es Ausnahmen, sodass ihr Führerschein grundsätzlich nicht in Gefahr ist.

Dennoch können Cannabispatienten in Schwierigkeiten geraten, wenn sie nicht fahrtüchtig sind und ein Fahrzeug führen.

Ein verantwortungsvoller Konsum ist wichtig für alle Teilnehmer am Straßenverkehr.

Ein Nachweis ist sehr sinnvoll, wenn du als Cannabispatient ein Fahrzeug führst.

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Cannabis und Führerschein: Rechtslage für Patienten

Generell galt in Deutschland sehr lange Zeit: Wer Cannabis konsumiert und dann mit dem Auto fährt, macht sich strafbar. Nachdem nun Cannabis seit 2024 teilweise legalisiert ist und es einige Menschen gibt, die medizinisches Cannabis zu therapeutischen Zwecken einnehmen, ist die Lage für viele gar nicht mehr so klar.


Ein Blick in das Gesetz gibt Aufschluss. Das Straßenverkehrsgesetz StVG gibt in §24a Absatz 2 ganz deutlich an, dass Cannabispatienten ein Fahrzeug führen dürfen – selbst mit nachweisbarem THC im Blut. Dafür gibt es eine wichtige Voraussetzung: Der Konsum erfolgt im Rahmen einer ärztlichen Verordnung und die Fahrtüchtigkeit ist nicht eingeschränkt.


Eine Fahrtüchtigkeit liegt dann vor, wenn die Person dazu fähig ist, ein Fahrzeug sicher zu führen. Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen können also sogar bei Cannabispatienten zu Konsequenzen führen. Dann greift §316 StGB: Das Führen eines Fahrzeugs unter dem Einfluss berauschender Mittel ist strafbar.


Es gilt also: Die Motivation, die hinter dem Cannabis-Konsum steckt, hat eine erhebliche Auswirkung auf die rechtliche Behandlung.


Damit du rechtlich auf der sicheren Seite bist, solltest du immer ein Rezept oder eine Bescheinigung deines Arztes mit dir führen. Auch ein Cannabis-Patientenausweis ist geeignet, damit du bei einer Verkehrskontrolle nachweisen kannst, dass du ein Cannabispatient bist.

THC-Grenzwerte im Straßenverkehr

Bei Alkohol gibt es ganz klare Grenzen, die eingehalten werden müssen, wenn man nach dem Konsum noch ein Fahrzeug führen möchte. Fahranfänger, Taxifahrer und Busfahrer dürfen keinen Alkohol trinken und müssen die Promillegrenze von 0,0 einhalten. Alle anderen Verkehrsteilnehmer ab 21 Jahren dürfen maximal 0,5 Promille erreichen. Doch schon ab 0,3 Promille können Sanktionen drohen, wenn Ausfallerscheinungen oder Beeinträchtigungen vorliegen. Gibt es solche Grenzen auch bei Cannabis?


Seit dem 22. August 2024 gibt es hierfür ebenfalls klare Regelungen: Der gesetzliche THC-Grenzwert liegt bei 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Überschreitest du beim Autofahren diesen Wert und bist kein Cannabispatient, kann das ein Fahrverbot, ein Bußgeld und Punkte in Flensburg für dich bedeuten. Für Fahranfänger und Personen unter 21 Jahren gilt ein generelles THC-Fahrverbot.


Anders sieht es aus, wenn du Cannabispatient bist – dann ist dein Führerschein nicht in Gefahr. Denn hier geht es nicht um Grenzwerte, die mittels einer Blutuntersuchung ermittelt werden, sondern um deine Fahrtauglichkeit.


Unsicherheiten, Ausfallerscheinungen und Beeinträchtigungen sind unter anderem:

  • Eine verzögerte Reaktionszeit
  • Das Fahren in Schlangenlinien
  • Schwierigkeiten bei der Fahrzeugkontrolle

Bei solchen Symptomen darf die Polizei eine Blutentnahme veranlassen. Wenn der Drogentest zeigt, dass ein Verstoß vorliegt, drohen auch Cannabispatienten Sanktionen wie der Entzug des Führerscheins.

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Was für alle Menschen gleich ist: Mischkonsum ist tabu! Cannabis und Alkohol ist eine Kombination, die man recht häufig antrifft, doch wenn es um die Teilnahme am Straßenverkehr geht, handelt es sich um einen eindeutigen Verstoß. Selbst wenn du als Cannabispatient mit Mischkonsum erwischt wirst, kann das eine MPU nach sich ziehen.

MPU für Cannabispatienten: ja oder nein?

Eine MPU – kurz für medizinisch-psychologische Untersuchung – versteht sich als eine Überprüfung der Fahreignung einer Person. Sie wird dann angeordnet, wenn angezweifelt wird, dass eine Person fahrtüchtig ist.


Grundsätzlich bleibst du als Cannabispatient von einer MPU verschont, wenn du mit THC im Blut am Steuer erwischt wirst. Wenn Behörden jedoch einen Verdacht auf Missbrauch oder Abhängigkeit haben, können sie eine MPU verordnen. Die Grundlage hierfür ist in §13a Fahrerlaubnisverordnung (FeV) zu finden.


Grund zu einem solchen Verdacht geben beispielsweise häufige Verstöße oder ein unsicheres Verhalten. Auch ein erhöhter THC-Wert im Blut kann auf einen Cannabis-Missbrauch hindeuten.


Somit solltest du dich als Cannabispatient stets an die empfohlene Dosis halten, um deinen Führerschein nicht zu gefährden.

Führerschein in der Probezeit: Was gilt für Patienten?

Fahranfänger in der Probezeit müssen sich generell auf besondere Regeln einstellen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese auch auf den Konsum von Cannabis – genau genommen THC – beziehen.


Selbst als Cannabispatient gilt für dich in der Probezeit ein absolutes Fahrverbot bei THC im Blut. Selbst kleinste Mengen sind verboten und werden als schwerwiegender A-Verstoß gewertet. Das bedeutet, dass deine Probezeit auf 4 Jahre verlängert wird, du ein Aufbauseminar besuchen musst und du bei einer Wiederholung den Führerschein verlierst.


Somit gilt: Du darfst als Fahranfänger und Cannabispatient zwar Cannabis konsumieren, musst aber mit dem Autofahren warten, bis die THC-Konzentration in deinem Blut wieder bei 0,0 ng/ml liegt.

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Bayern als Sonderfall: Strengere Regeln für Cannabispatienten

Nicht in jedem Bundesland Deutschlands wird der Cannabis-Konsum von Patienten in Verbindung mit der Teilnahme am Straßenverkehr gleich behandelt. In Bayern ist die Situation etwas verschärft.


Zwar ist die Gesetzeslage in der gesamten Bundesrepublik gleich, doch Bayern hebt sich durch die konsequentere und strengere Vorgehensweise der Behörden und der Polizei bei Sanktionen und Kontrollen ab.


Bayern ist allgemein dafür bekannt, gezielter und häufiger Verkehrskontrollen mit THC-Tests durchzuführen als die anderen Bundesländer. Außerdem wird hier häufiger eine MPU verordnet – selbst dann, wenn die Werte den Grenzwert nicht überschreiten, sondern nur sehr nahe daranliegen.


In Bayern greift man auch wesentlich härter durch, wenn es zu einem Verstoß kommt. Ein Führerscheinentzug passiert hier schneller als in anderen Bundesländern. Das gilt vor allem für den Mischkonsum – dieser ist generell verboten, wird in Bayern jedoch besonders streng geahndet.

Nachweise & praktische Tipps für Cannabispatienten


Du bist Cannabispatient und hast Angst um deinen Führerschein? Dann solltest du dich gut vorbereiten, ehe du in dein Auto steigst. Wir haben ein paar Tipps für dich vorbereitet, damit du dich absichern kannst:


  1. Führe immer einen Nachweis mit: Wenn du in eine Verkehrskontrolle gerätst, kann es schnell unangenehm werden. Damit du Missverständnisse direkt aus der Welt schaffen kannst, solltest du immer einen Nachweis mitführen. Sei es ein Cannabis-Patientenausweis, eine ärztliche Bescheinigung oder ein aktuelles Rezept – Polizisten machen auch nur ihren Job und müssen nachvollziehen können, ob du dich wirklich in einer Cannabinoidtherapie befindest.
  2. Beachte THC-Grenzwerte: Auch wenn du Cannabispatient bist und den THC-Grenzwert legal überschreiten kannst, solltest du auf Nummer sicher gehen und dich unterhalb der Grenze aufhalten.
  3. Beurteile deine eigene Fahrtüchtigkeit: Wie oft kommt es vor, dass man sich selbst überschätzt und es dann zu Problemen kommt? Bei der Teilnahme am Straßenverkehr kann das verheerende Auswirkungen haben. Daher solltest du deine Fahrtüchtigkeit kritisch beurteilen und ehrlich zu dir selbst sein. Es kann dich nicht nur deinen Führerschein, sondern im schlimmsten Fall sogar dein Leben kosten – da spielt es keine Rolle, ob du Cannabispatient bist oder nicht.
  4. Verzichte auf Mischkonsum: Auch als Cannabispatient ist der Mischkonsum für dich verboten, da er nachweislich das Unfallrisiko erhöht. Wenn du Cannabis konsumierst, solltest du daher strikt von Alkohol absehen.
  5. Halte dich an Wartezeiten: Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du nach dem Konsum von THC-haltigen Cannabis-Produkten 24 Stunden warten, bevor du ein Fahrzeug führst. Zwar kann THC noch nachweisbar sein, doch du solltest in der Regel keine Effekte mehr verspüren.
  6. Lass dich regelmäßig von einem Spezialisten beraten: Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist immer empfehlenswert, wenn du dich in einer Cannabinoidtherapie befindest. So kann besprochen werden, ob die individuelle Dosis noch passt oder ob etwas geändert werden muss. Auch wenn Cannabis gut verträglich ist, kann es Nebenwirkungen geben. In einem ärztlichen Beratungsgespräch lassen sich diese ausmerzen, was das Führen eines Fahrzeugs gleich viel sicherer macht.
  7. Kooperiere mit der Polizei: Wie bereits erwähnt, kommt die Polizei nur ihren Aufgaben nach. Wenn du dich querstellst, machst du ihr nicht nur ihren Beruf unnötig schwer, sondern kannst sogar riskieren, dass sie dich noch genauer unter die Lupe nehmen. Kooperiere daher am besten sofort, lege deine Nachweise vor und gib ehrlich und transparent Auskunft. So lassen sich Konflikte vermeiden.

Zusammenfassend lässt sich daher sagen: Wenn du Cannabispatient bist, solltest du verantwortungsvoll mit deiner Medikation umgehen und dich nie hinter das Steuer setzen, wenn du dich unsicher, beeinträchtigt oder unwohl fühlst. Das erleichtert dir und allen anderen Teilnehmern am Straßenverkehr das Leben.

Fazit

Wer Cannabis missbraucht und am Straßenverkehr teilnimmt, gefährdet sich selbst und andere Personen. Deshalb ist es strafbar, zu viel Cannabis beim Autofahren zu konsumieren oder es mit Alkohol zu mischen. Einige Ausnahmen gibt es bei Cannabispatienten, die THC zu medizinischen Zwecken einnehmen. Allerdings können auch Cannabispatienten ihren Führerschein verlieren, sodass du stets aufpassen musst, wie viel du konsumierst, darauf achten solltest, dass du dich ausweisen kannst.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Führerschein von Cannabispatienten

Kann man als Cannabispatient Autofahren?

Ja – und Nein. Es kommt darauf an, ob du Fahranfänger bist bzw. ob du dich in der Probezeit befindest. Außerdem ist ausschlaggebend, ob du noch fahrtüchtig bist. Wenn deine Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist und du als Cannabispatient Auto fährst, kannst du deinen Führerschein trotz Cannabis-Patientenausweis verlieren.

Werden Cannabispatienten der Führerscheinstelle gemeldet?

Meist geht die Aufnahme einer Cannabistherapie mit einer Meldung an die Führerscheinstelle einher, damit dort die Fahreignung geprüft wird. Das soll eine hohe Verkehrssicherheit gewährleisten.

Muss ich als Cannabispatient eine MPU machen?

Pauschal musst du als Cannabispatient keine MPU machen, wenn du THC konsumiert hast und mit dem Auto fährst. Dennoch kann eine medizinisch-psychologische Untersuchung verordnet werden, wenn deine Verkehrsteilnahme durch den Cannabis-Konsum beeinträchtigt ist.

Was muss ich als Cannabispatient beim Autofahren mitführen?

Damit du nicht in rechtliche Schwierigkeiten kommst, solltest du als Cannabispatient immer einen entsprechenden Nachweis deiner Cannabinoidtherapie wie ein Rezept oder eine ärztliche Bescheinigung mitführen. Empfehlenswert ist auch ein Cannabis-Patientenausweis.

Ist CBD nachweisbar bei einer MPU?

Weder bei einer Verkehrskontrolle noch bei einer MPU geht es um das Cannabinoid CBD. Da CBD kein psychoaktives Cannabinoid ist und keinen Rauschzustand verursacht, spielt der Konsum für das Führen eines Fahrzeugs keine Rolle. Was allerdings kontrolliert wird, ist der Konsum von THC – denn das ist das Cannabinoid, das deine Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmung einschränken kann.