Telemedizin: So läuft dein Arztbesuch heute ab

Telemedizin: So läuft dein Arztbesuch heute ab

Written by: Pia Franziska Kraus

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Telemedizin: So läuft dein Arztbesuch heute ab

In Zeiten der Digitalisierung werden viele Tätigkeiten, die lange Jahre rein analog abgelaufen sind, plötzlich digital. So verhält es sich auch mit dem Arztbesuch. Die moderne Art, einen Arzt aufzusuchen, fällt unter den Begriff der Telemedizin. Was versteht man darunter und was sollten Patienten dabei beachten? Dieser Artikel hat die Antworten.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Telemedizin steht für Gesundheitsdienste, die über eine räumliche Distanz hinweg angeboten werden.

Zum Einsatz kommen verschiedene technische Endgeräte wie das Smartphone oder der PC.

In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine telemedizinische Behandlung.

Auch Cannabis-Rezepte können via Telemedizin angefordert werden.

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Telemedizin einfach erklärt: Definition und Bedeutung

Telemedizin – der Begriff kommt einem immer häufiger unter. Doch was genau versteht man darunter? Ganz allgemein umfasst er Gesundheitsdienste, die mithilfe von Informations- und Telekommunikationstechnologie angeboten und in Anspruch genommen werden. Dadurch ist es möglich, dass Arztbesuche digital werden. Ärzte können dich also dank Telemedizin von der Ferne beraten und behandeln.


In der Telemedizin ist die Kommunikation via Smartphone, Tablet oder PC gängig – unkompliziert und auf deine Bedürfnisse ausgelegt. Du kannst mit kompetenten Ärzten über das Endgerät deiner Wahl in Kontakt treten.


Die Telemedizin ist viel mehr als nur die elektronische Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Neben dem Besprechen von Befunden sind auch die Diagnose von Krankheiten und sogar die Therapie möglich. Und auch dann, wenn sich medizinische Fachleute untereinander austauschen, spricht man von Telemedizin.

Von den Anfängen bis heute: Die Geschichte der Telemedizin

Die Telemedizin ist heute aktueller denn je. Doch sie ist gar kein Ergebnis des heutigen digitalen Wandels. Dieser ist es lediglich, der sie vorantreibt. Vielmehr hat die Telemedizin ihren Ursprung im Jahr 1876.


Alexander Graham Bell – ein britischer Erfinder – hatte einen Notfall und rief mit seiner Telefonapparatur seinen Kollegen, der im Nebenzimmer saß. Der erste Notruf der Geschichte fand statt. Inzwischen hat sich die Telemedizin enorm weiterentwickelt. Dank der vielfältigen technischen Innovationen ist heute viel mehr als nur ein Telefongespräch möglich.

Wo Telemedizin heute schon wirkt: Anwendungsgebiete im Gesundheitswesen

Die Telemedizin kommt in vielerlei Bereichen zur Anwendung. Dank digitaler Technologien kannst du in verschiedener Hinsicht davon profitieren.


  • Videosprechstunde: Dank Videotelefonie können Ärzte und Patienten online in Kontakt treten und ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht führen. Auf diese Weise können Krankheiten festgestellt werden, obwohl sich die beiden Parteien nicht am gleichen Ort aufhalten. Zudem wirkt eine solche Unterhaltung viel eher wie ein Besuch beim Arzt als ein bloßes Telefonat, da man sich sieht. Patienten können ihre Symptome schildern und Ärzte können Untersuchungsdaten des letzten Arztbesuches wie Blutwerte übermitteln. Zudem kann der weitere Therapieverlauf besprochen werden.
  • Telemonitoring: Das Telemonitoring ist ein Teilbereich der Telemedizin, die es Patienten möglich macht, Gesundheits- und Vitaldaten in Echtzeit zu übermitteln. Dazu vernetzen sie sich durch Apps oder andere digitale Messgeräte mit ihrem Arzt. Blutdruck, Puls und weitere Daten werden direkt an die Praxis gesendet, sodass diese in einem Notfall schnellstmöglich reagieren kann. Gerade bei chronischen Erkrankungen oder einem allgemein schlechten Gesundheitszustand ist das sehr sinnvoll.
  • Telekonsil: Dieser Bereich der Telemedizin ist dafür da, dass sich Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen miteinander austauschen. Meist geht es dabei um einen gemeinsamen Patienten, damit in dem Gespräch die bestmögliche Vorgehensweise ermittelt werden kann.
  • Teletherapie: Teletherapie dient dem Zweck, verschiedene Therapiemaßnahmen wie Bewegung-, Ernährungs- und Sprachtherapie umzusetzen. So können Patienten in ihrem Zuhause bleiben und müssen das Haus nicht verlassen, was für zusätzlichen Komfort sorgen kann.

In vielen Fällen ist es für Patienten bequemer und praktischer, Telemedizin in Anspruch zu nehmen, anstatt die Praxis vor Ort aufzusuchen. Gerade auch bei Angstpatienten, die ungern zum Arzt gehen, ist die Telemedizin ein wahrer Segen.

Telemedizin in Deutschland: Rahmenbedingungen und Entwicklungen

Inzwischen gehört Telemedizin in Deutschland fest zum Gesundheitssystem. Damit unterliegt es einem dynamisch angepassten Rechtsrahmen. Digitale Innovationen und gesetzliche Vorgaben entwickeln sich stetig weiter. Aktuell (Stand: 2025) gelten in Deutschland folgende rechtliche Rahmenbedingungen für Telemedizin:

  • Medizinische Vertretbarkeit von telemedizinischen Behandlungen
  • Zustimmung des Patienten
  • Ärztliche Sorgfaltspflicht
  • Nutzung einer elektronischen Patientenakte (ePA) seit 2025
  • Regionale Priorisierung: Patienten in räumlicher Nähe zur Praxis werden bevorzugt berücksichtigt.
  • Pflicht eines voll ausgestatteten Telearbeitsplatzes

Während lange Zeit eine Begrenzung der Videosprechstundenanzahl galt, dürfen Arztpraxen seit 2025 bis zu 50 % aller Behandlungsfälle mittels Telemedizin behandeln. Das ist ein großer Fortschritt, der Zeit, dass das Angebot häufig in Anspruch genommen wird.


Damit Ärzte rechtlich auf der sicheren Seite sind, müssen die genutzten Videoplattformen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zertifiziert sein und den Vorgaben der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entsprechen. Dazu gehören beispielsweise eine sichere Verschlüsselung der Daten oder ein Serverstandort in der EU.


Da sich die Technologie immer weiterentwickelt und Deutschland in Sachen Digitalisierung weitere Fortschritte macht, ist in Zukunft mit einigen Verbesserungen und Änderungen zu rechnen. Künstliche Intelligenz oder Big Data werden vermehrt in der Telemedizin eingesetzt, was die Möglichkeiten noch vielfältiger und auch flexibler macht.

Telemedizin & Cannabis: Rezepte und Anbieter

Können sich auch Cannabispatienten im Zuge der Telemedizin an Ärzte wenden? Wer 2025 Cannabis auf Rezept erhalten möchte, braucht ein entsprechendes Rezept von einem Arzt. Es ist dank des neuen Cannabisgesetzes vom 1. April 2024 auch möglich, Cannabis-Rezepte rechtssicher online zu beantragen. Du musst also nicht einmal eine Praxis vor Ort aufsuchen, um eine Cannabistherapie zu starten.


Wie läuft der Prozess ab? Wir haben alle Schritte für dich zusammengetragen:


  1. Fülle einen medizinischen Online-Fragebogen aus, um deine Beschwerden und bisherige Therapien anzugeben. Es macht auch Sinn, zusätzlich medizinische Unterlagen hochzuladen.
  2. Nimm eine digitale ärztliche Beratung in Anspruch. Je nach Anbieter erfolgt dies per Chat, Video oder telefonisch.
  3. Wenn du berechtigt bist, ein Cannabis-Rezept zu erhalten, wird es direkt an eine Partnerapotheke oder zu dir nach Hause geschickt.
  4. Du kannst deine Cannabisprodukte in der Apotheke vor Ort kaufen oder online bestellen. Versand-Apotheken liefern Cannabisblüten, Cannabisöle und Cannabisextrakte bis zu deiner Haustür.

Weitere Tipps für Cannabis-Rezepte geben wir dir in einem separaten Artikel. So kannst du schnell und bequem mit deiner Cannabistherapie starten.

Krankschreibung per Video: So funktioniert die Telemedizin in der Praxis

Vor allem für Krankschreibungen wird die Telemedizin rege genutzt. Wer will schon das Haus verlassen, wenn es einem nicht gut geht? Daher ist die Krankschreibung per Video in Deutschland seit 2025 ein fester Bestandteil der telemedizinischen Versorgung. Doch wie funktioniert es?


Um eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zu erhalten, die direkt digital an die Krankenkasse und den Arbeitgeber übermittelt wird, müssen folgende Schritte berücksichtigt werden:


  1. Schritt: Melde dich bei einer zertifizierten Telemedizin-Plattform an und gib die nötigen Daten an.
  2. Schritt: Buche einen Online-Termin. Meist ist die Wartezeit recht kurz und die Videosprechstunde geht schnell.
  3. Schritt: Schildere deine Symptome.
  4. Schritt: Wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt und eine Untersuchung vor Ort nötig ist, wird die Krankschreibung direkt übermittelt.
Frau schläft entspannt ; Symbolbild für Cannabis als Schlafhilfe

Privatarzt auf Abruf? Möglichkeiten und Grenzen der Telemedizin

Auch Privatpatienten und Selbstzahler profitieren von den Möglichkeiten der Telemedizin. Dank der Digitalisierung ist ein sehr flexibles, schnelles und ortsunabhängiges Versorgungskonzept möglich.


Privatärzte sind in der Regel ohne Wartezeit per App, Video oder Telefon erreichbar. Patienten können meist rund um die Uhr Rezepte, Folgeüberweisungen, Atteste oder auch eine Beratung erhalten.


Privatärzte in der Telemedizin sind unabhängig vom Wohnort verfügbar. Versorgungslücken werden damit geschlossen. Gerade in ländlichen Gegenden, in denen die Mobilität oft eingeschränkt ist, wird das Angebot häufig genutzt.


Allerdings gibt es auch Grenzen, was die Telemedizin betrifft:


  • Vergütungsrahmen: Privatleistungen unterliegen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Die meisten Privatkassen übernehmen eine Erstattung der Kosten, doch einzelne Leistungen müssen womöglich noch einmal mit dem Versicherer abgeklärt werden.
  • Begrenzung der Videobehandlungen: Wie auch Kassenärzte können Privatärzte bis zu 50 % der Fälle per Video behandeln. Dabei bezieht sich die Grenze auf die gesamte Praxis und nicht auf einzelne Ärzte.
  • Medizinische Indikation: Telemedizinische Behandlungen sind nur in den Fällen zulässig, in denen eine Fernbehandlung vertretbar ist. Unklare, akute oder komplexe Beschwerden verpflichten den Arzt dazu, einen persönlichen Termin zu vereinbaren oder den Patienten an den Notdienst zu verweisen.
  • Limitierte Diagnostik: Körperliche Untersuchungen sind in der Telemedizin noch nicht möglich. So ist oftmals nur eine Vorab-Abklärung möglich, doch ein Besuch der Praxis ist bei manchen Beschwerden auf lange Sicht unumgänglich.

Fazit

Die Telemedizin bietet viele Vorteile für Kassen- und Privatpatienten. Dank der digitalen Möglichkeiten, die es inzwischen gibt, können viele Arztbesuche auf den digitalen Raum beschränkt werden. Sei es via Chat, Videocall oder telefonisch – Arztbesuche werden immer komfortabler und flexibler. Gerade dann, wenn du dich nicht dazu in der Lage fühlst, das Haus zu verlassen, oder deine Mobilität eingeschränkt ist, gilt die Telemedizin als hervorragende Lösung.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Telemedizin

Ist Telemedizin in Deutschland erlaubt?

Telemedizin ist in Deutschland nicht nur erlaubt, sondern gehört inzwischen zum Standard. Sie ist seit 2018 rechtlich erlaubt, sofern sie ärztlich verantwortbar ist, der Patient seine Einwilligung erteilt und die Behandlung dokumentiert wird.

Welche Krankenkassen bieten Telemedizin an?

Nicht nur Krankenkassen, sondern auch Ärzte bieten Online-Sprechstunden an. Die Kosten werden vom Versicherer übernommen.

Was sind die Nachteile der Telemedizin?

Nicht jede Untersuchung kann über die Ferne durchgeführt werden. Bei manchen Beschwerden ist es daher immer noch nötig, eine Praxis vor Ort aufzusuchen, da die telemedizinische Behandlung nicht ausreicht.

Für welche Patientengruppe ist Telemedizin besonders sinnvoll?

Telemedizin entlastet verschiedene Arten von Patienten. Berufstätige Eltern können den Service im Fall einer leichten Erkrankung ihres Kindes nutzen. Und auch für Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität ist die Telemedizin sehr praktisch. Häufig wird die Video-Sprechstunde auch genutzt, um lediglich eine Krankschreibung zu erhalten, um nicht krank aus dem Haus zu müssen.

Was fällt alles unter Telemedizin?

Sobald medizinische Leistungen über eine räumliche Distanz hinweg angeboten werden, spricht man von Telemedizin – sei es telefonisch, via E-Mail, Chat oder Videocall.

Was ist der Unterschied zwischen Telematik und Telemedizin?

Telematik bezeichnet die Kombination von Telekommunikation und Informatik, während die Telemedizin für die medizinische Leistungserbringung über räumliche Distanzen hinweg bezeichnet. Somit benutzt die Telemedizin Telematik als Grundlage.