Cannabis-Nachweis

Terpene im Fokus: Wirkung, Anwendung und gesundheitliche Effekte

Written by: Pia Franziska Kraus

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Terpene im Fokus: Wirkung, Anwendung und gesundheitliche Effekte

Einige Cannabissorten riechen würzig bis erdig, andere haben fruchtige Duftnoten und bei wieder anderen ist das Aroma schon fast zitrisch. Grund dafür sind die vielfältigen Terpene, die in Cannabis enthalten sind. Doch wusstest du, dass sie nicht nur für das Aroma zuständig sind, sondern auch die Wirkung beeinflussen? Welche Wirkung Terpene haben und wie sie eingesetzt werden können, zeigt dieser Artikel.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Terpene sind in vielen Pflanzen enthalten und wirken dort als Lockmittel für Bestäuber oder Abwehr von Schädlingen.

Das charakteristische Aroma von Cannabispflanzen rührt von den enthaltenen Terpenen her.

Die Wirkung von Terpenen auf den Menschen ist sehr unterschiedlich.

Einige Terpene sollen eine beruhigende Wirkung haben, während anderen entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben werden.

Vor allem der Entourage-Effekt von Terpenen mit CBD und THC ist spannend.

medizinisches-cannabis-autofahren

Terpene Wirkung: Was sind Terpene und wie wirken sie?


Vor allem dann, wenn du medizinisches Cannabis kaufen möchtest, stößt du immer wieder auf das Thema „Terpene“. Es stellt sich schnell die Frage: Was sind Terpene? Terpene sind chemische Verbindungen, die in vielen Pflanzen und in ein paar Tieren – vor allem Insekten – vorkommen. Sie werden auch als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet, da sie für die Pflanzen wichtige Funktionen erfüllen: Sie dienen der Abwehr von Fressfeinden und Schädlingen und / oder haben eine Lockfunktion, um Bestäuber anzulocken. Die Wirkung von Terpenen für die Pflanze ist daher sehr wichtig für ihr Überleben.


Terpene sind für den Geruch und Geschmack von Pflanzen verantwortlich. Der typische Rosmarin-Duft ist ebenso Terpenen zuzuschreiben wie das Aroma von Zitrusfrüchten oder Lavendel. Auch Cannabis hat aufgrund der enthaltenen Terpene seinen charakteristischen Geruch und Geschmack.


Doch die Wirkung von Terpenen geht darüber hinaus: Schon seit Jahrtausenden finden sie in der Medizin Anwendung, da sie sich positiv auf Körper und Geist auswirken sollen. So wie jedes Terpen eine einzigartige Duftnote hat, liefert es auch unterschiedliche gesundheitsfördernde Eigenschaften.


Terpene können daher verschiedene Wirkungen auf den Menschen haben: Einigen wird eine beruhigende und entspannende Wirkung zugeschrieben und beeinflussen die Stimmung. Andere sollen entzündungshemmend und schmerzlindernde Effekte haben.


Wichtig zu verstehen ist dabei, dass Terpene synergistisch mit anderen Verbindungen interagieren können. Ein gutes Beispiel dafür sind die Cannabinoide der Cannabispflanze. Durch den sogenannten Entourage-Effekt sind Terpene dazu in der Lage, die Wirkung von CBD und THC zu modulieren oder zu verstärken.

Übrigens: Die Wirkung von Terpenen kann entweder über den Geruchssinn oder über die Haut bzw. Schleimhäute ausgelöst werden.

Die wichtigsten Cannabis-Terpene und ihre Wirkung

In einem separaten Artikel haben wir bereits eine lange Liste an Cannabis-Terpenen vorgestellt. Cannabis enthält sehr viele Terpene, was auch seine vielfältigen Effekte erklärt und einen regen Einsatz in der Medizin ermöglicht. Dennoch haben wir die wichtigsten Terpene und ihre Wirkung für dich noch einmal zusammengetragen:


Terpen

Aroma

 

Wirkung

Außerdem enthalten in …

Myrcen

Erdig bis frisch

Beruhigend, schmerzlindernd

Thymian, Hopfen, Basilikum, Lorbeer, Muskatnuss

Linalool

Blumig, süß

Sedierend, entspannend, immunstärkend

Koriander, Minze, Lavendel, Zimt, Basilikum

Caryophyllen

Würzig, pfeffrig

Krampflösend, schlaffördernd, angstlösend, schmerzlindernd

Nelke, Zimt, schwarzer Pfeffer, Basilikum, Hopfen, Rosmarin, Pfefferminze

Pinene

Würzig, erdig, harzig, frisch

Entzündungshemmend, antiseptisch, krampflösend, atemwegserweiternd

Kiefern, Fichten, Eukalyptus, Thymian, Rosmarin

Humulen

Würzig, erdig

appetithemmend

Hopfen, Ingwer, Nelke, Koriander, Basilikum

Limonen

Fruchtig, frisch, zitrusartig

Stimmungsaufhellend, stressabbauend, euphorisierend

Zitrusfrüchte, Rosmarin, Wacholder, Minze

Geraniol

Blumig, lavendelartig

Antioxidativ, entzündungshemmend, schmerzlindernd

Rosen, Geranien, Bergamotte, Zitronengras


Einige Terpene binden genauso wie THC an den CB1-Rezeptoren im menschlichen Endocannabinoid-System wie Cannabinoide. Dazu gehören Humulen, Linalool, Pinene und Geraniol, die dadurch die Schmerzempfindlichkeit vermindern sollen. Andere Terpene wie Linalool und Myrcen beeinflussen die Neurotransmitter im Gehirn, was ihre schlaffördernde und beruhigende Wirkung erklärt. Geraniol und Caryophyllen wird nachgesagt, freie Radikale zu bekämpfen und dadurch die Immnuabwehr zu unterstützen. Interessant ist auch, dass viele Terpene direkt Bereiche des Körpers verändern. Einige fördern die Durchlässigkeit von Haut und Schleimhäuten, was bei der Aufnahme andere Wirkstoffe hilfreich ist. Und Pinen gilt als Bronchodilatator, was bedeutet, dass er die Atemwege erweitert und dadurch die Atemfunktion verbessert.

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Terpene Wirkung THC vs. CBD: Wie Terpene mit Cannabinoiden interagieren

Der sogenannte Entourage-Effekt wurde bereits angesprochen. Doch was hat es damit auf sich und wie sind Terpene dazu in der Lage, die Wirkung von THC und CBD zu beeinflussen?


In der Pflanzenwelt ist es häufig so, dass es zwar einzelne Wirkstoffe gibt, diese aber viel stärker sind, wenn sie mit anderen zusammenarbeiten. Das bedeutet, dass die Pflanze als Ganzes besser wirkt als ihre einzelnen Bestandteile. Bei Produkten der Pflanzenmedizin spricht man daher von Vollspektrum, wenn alle Inhaltsstoffe der Pflanze enthalten sind, oder von Breitspektrum, wenn ein Großteil enthalten ist.


Im Falle von Cannabis bedeutet das, dass es besser und stärker wirkt, wenn die Cannabinoide CBD und THC mit Terpenen kombiniert werden. Sogenannte Breitspektrum-Produkte enthalten CBD und Terpene und haben keine berauschende Wirkung. Cannabisprodukte im Vollspektrum hingegen enthalten zusätzlich THC, das psychoaktive Effekte auslöst.


Was bedeutet das in der Praxis?


  • Terpene und CBD: Terpene können die Aufnahme und Wirkungsdauer von CBD beeinflussen und damit das therapeutische Potenzial des Cannabinoids erhöhen. Viele Cannabis-Terpene haben zudem eine ähnliche Wirkung wie CBD, sodass der Effekt verstärkt werden kann.
  • Terpene und THC: Einige Terpene sind dazu in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger zu machen. Dadurch kann THC schneller und stärker wirken. Andere Terpene mildern das „High“, was negative Nebenwirkungen von THC minimieren kann.

Die Wirkung verschiedener Cannabis-Sorten hängt daher nicht nur von ihrem THC- bzw. CBD-Gehalt ab, sondern variiert auch je nach Zusammensetzung der Terpene. Daher solltest du beim Kauf medizinischen Cannabis immer auf das angegebene Terpenprofil achten.

Übrigens: Ein hoher Terpen-Gehalt ist häufig ein Indikator für besonders hochwertiges Cannabis, da dies auf eine vielfältige Genetik und sorgfältige Methoden bei Anbau und Verarbeitung hindeutet.

Terpene im Alltag: Wirkung und Anwendung in Medizin, Aromatherapie und Lifestyle

Die Anwendungsmöglichkeiten von Terpenen sind vielfältig. In der Medizin nehmen sie einen immer größeren Stellenwert ein. Bislang sind keine Nebenwirkungen von Terpenen bekannt, was ihnen Einsatz so beliebt macht.


Terpene wie Bisabolol, denen eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben wird, kommen in der Hautpflege zum Einsatz. Sie finden sich in Salben oder Cremes wieder, um Entzündungen und Hautirritationen zu lindern. Caryophyllen wird sogar zur Behandlung von Geschwüren eingesetzt. Auch in Kosmetika, die täglich mit der Haut in Kontakt kommen, können Terpene verwendet werden, um eine positive Wirkung zu erzielen.


Ein medizinischer Einsatzbereich von Terpenen ist die Aromatherapie. Die Terpene können über Duftstoffe aus ätherischen Ölen inhaliert werden, was verschiedene Wirkungen für Körper und Geist erzielt. Einige nutzen die Aromatherapie zur Entspannung und zum Stressabbau und andere behandeln damit ihre Schmerzen.


Du kannst Terpene auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu dir nehmen. Sie sollen das Immunsystem stärken, Entzündungen reduzieren, bei der Schmerzlinderung unterstützen oder andere Effekte erzeugen.


Bei einer Cannabistherapie ist die Verwendung von Terpenen und Cannabinoiden sehr unterschiedlich. Du kannst beispielsweise Cannabisblüten verdampfen und inhalieren, wodurch du die Terpene direkt über die Lunge aufnimmst. Es ist aber auch möglich, Fertigpräparate oral einzunehmen. Am besten ist es, dass du die medizinischen Möglichkeiten mit deinem Arzt besprichst.

Mann fährt mit Auto durch Berge

Terpene Wirkung: Wann verfliegen Terpene und was beeinflusst sie?

Terpene verstehen sich als flüchtige Verbindungen. Das bedeutet, dass sie verfliegen oder sich mit der Zeit abbauen können. Das wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:


  • Temperatur: Hohe Temperaturen führen dazu, dass sich Terpene verflüchtigen. Geringe Temperaturen hingegen erhöhen die Haltbarkeit.
  • Licht: Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da UV-Strahlung den Abbau von Terpenen durch Oxidation fördert.
  • Feuchtigkeit: Terpene können sowohl bei zu niedriger als auch bei zu hoher Feuchtigkeit verfliegen. Ein ausgewogenes Feuchtigkeitsniveau ist daher essenziell.
  • Sauerstoff: Wenn Terpene mit Sauerstoff in Kontakt kommen, verflüchtigen sie sich schnell.
  • Kontakt mit anderen Materialien: Wenn Terpene bestimmten Materialien wie Kunststoff ausgesetzt sind, können sie sich verändern oder verloren gehen.

Damit Terpene lange ihre Wirkung behalten, sollte auf die richtige Verpackung geachtet werden. Wenn du beispielsweise medizinische Cannabisblüten aufbewahrst, solltest du auf eine luftdichte und lichtundurchlässige Verpackung setzen. Dadurch bleiben sowohl Terpene als auch Cannabinoide möglichst lange erhalten.


Stichwort Temperatur: Wenn du vorhast, deine Cannabisblüten zu verdampfen, solltest du vorsichtig sein, um die darin enthaltenen Terpene nicht zu zerstören. Ideal ist ein Verdampfer, der dich die Temperatur regulieren lässt. Jedes Terpen verflüchtigt sich bei einer etwas anderen Temperatur. Myrcen beispielsweise hält nicht mehr als 166 °C aus, bei Limonen sind es ca. 177 °C und Caryophyllen geht bereits bei rund 130 °C verloren. Deshalb empfehlen die meisten Vaporizer eine Temperatur zwischen 160 und 210 °C, um ein gutes Gleichgewicht zwischen den Terpenen und der Wirkung zu erhalten.

Fazit

Terpene sind flüchtige Verbindungen, die in verschiedenen Pflanzen vorkommen – unter anderem auch in der Cannabispflanze. Sie dienen als Kommunikationsmittel und können Schädlinge abwehren bzw. Bestäuber anlocken. Für den Menschen haben Terpene eine besondere Wirkung. Sie können Körper und Geist positiv beeinflussen und sogar die Effekte von Cannabinoiden wie CBD oder THC verstärken.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Wirkung von Terpenen

Wo kommen Terpene vor?

Als flüchtige Duftstoffe kommen Terpene in verschiedenen Pflanzen vor. Sie sind der Hauptbestandteil vieler ätherischer Öle. Außerdem findest du Terpene auch in manchen Tieren – vor allem in Insekten, wo sie als Kommunikationsmittel fungieren.

Welche Terpene wirken wie auf den Menschen?

Verschiedene Terpene haben ganz unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen. Limonen beispielsweise soll antioxidativ, stressabbauend und stimmungsaufhellend wirken, während Pinen als erfrischend gilt und die mentale Klarheit fördern soll.

Wo entfalten Terpene ihre Wirkung im Wald und in Lebensmitteln?

Terpene begegnen dir sowohl im Wald als auch in Lebensmitteln und anderen Bereichen. Sie dienen vielen Pflanzen als Kommunikationswerkzeug, sodass auch Bäume im Wald entsprechend Informationen über Terpene austauschen. Der klassische Geruch von Nadelbäumen stammt übrigens von den Terpenen. In Lebensmitteln begegnen sie dir in vielen Früchten, Gewürzen und Kräutern. Besonders bekannt ist Limonen in Zitrusfrüchten, das für den zitrischen Geruch verantwortlich ist. 

Können Terpene high machen?

Terpene haben keine berauschende oder psychoaktive Wirkung. Sie können demnach nicht high machen. Allerdings können sie die Wirkung von THC und damit den Rauschzustand verstärken.