Patienten-Ratgeber: So kann Cannabis bei Migräne helfen

Patienten-Ratgeber: So kann Cannabis bei Migräne helfen

Geschrieben von: Pia Franziska Kraus

|

|

Lesezeit 8 min

Patienten-Ratgeber: So kann Cannabis bei Migräne helfen

Migräne ist eine Erkrankung, die Betroffene stark einschränkt. Aus diesem Grund sind effektive Mittel gefragt, um den Beschwerden entgegenzuwirken. Hier kommt medizinisches Cannabis ins Spiel. Kann Cannabis gegen Migräne helfen? Und was gibt es bei der Einnahme zu beachten? In nachfolgendem Artikel geht es um die Beantwortung dieser Fragen.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Cannabis gilt als schmerzlindernd, weshalb es häufig auch bei Migräne eingesetzt wird.

Du kannst Cannabis bei Migräne inhalieren oder als Öl oder Fertigpräparat einnehmen.

Es gibt zudem verschiedene medizinische Cannabis-Sorten, die sich für die Therapie eignen.

Die Forschung beschäftigt sich intensiv mit der Wirkung von Cannabis bei Migräne und Kopfschmerzen.

medizinisches-cannabis-autofahren

Migräne und Cannabis: So wirkt die Pflanze gegen Kopfschmerzen

Kopfschmerzen sind häufig lästig genug und schränken den Alltag von Betroffenen massiv ein. Bei einer Migräne kommen noch weitere Beschwerden hinzu: Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und die sogenannte Aura machen sie oft unerträglich. Tatsächlich handelt es sich bei Migräne um eine neurologische Erkrankung, die gar nicht einmal so selten ist. Zudem sind Frauen wesentlich häufiger als Männer davon betroffen – das ist auf hormonelle Schwankungen zurückzuführen.


Wenn du unter Migräne leidest, hast du bestimmt schon vieles ausprobiert. Es gibt viele Hausmittel und Medikamente, die bei der Linderung der Symptome helfen sollen. Doch gerade alternative Behandlungsmethoden, die nebenwirkungsarm und am besten rein pflanzlich sind, stehen im Fokus.


Eine potenzielle Lösung stellt medizinisches Cannabis dar. Da der Mensch über ein eigenes Endocannabinoid-System verfügt, können die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide ganz einfach an den speziell dafür vorgesehenen Rezeptoren andocken. Diese Rezeptoren sind vor allem für die Schmerzverarbeitung, das Gleichgewicht des Nervensystems und die Regulation von Entzündungen zuständig. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Wirkung von Cannabis auf Migräne und Kopfschmerzen intensiv erforscht wird.

Cannabis rauchen, vapen oder Öl: Was hilft am besten bei Migräne?

Cannabis gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Viele denken bei Cannabis womöglich direkt an das Rauchen, doch diese Option wird in der Medizin nicht erwogen. Beim Verbrennungsprozess entstehen giftige Stoffe, die deiner Gesundheit schaden. Darreichungsformen, die allerdings infrage kommen, wenn du Cannabis bei Migräne verwenden willst, sind:


  • vapen / inhalieren
  • Cannabis-Öl
  • Cannabis-Fertigpräparate

Wenn du Cannabisblüten verwenden willst, ist das Vapen bzw. Inhalieren die Darreichungsform deiner Wahl. Du benötigst dazu einen Vaporizer, in den du das zerkleinerte Pflanzenmaterial gibst. Durch ein rauchfreies und gezieltes Erhitzen verdampfst du die Wirkstoffe und nimmst sie direkt über die Lunge auf. Das macht eine besonders schnelle Wirkung möglich – beispielsweise dann, wenn du gerade mit einer akuten Migräneattacke zu kämpfen hast.


In Cannabis-Öl und -Fertigpräparaten ist Cannabis-Extrakt enthalten, das direkt aus der Cannabispflanze gewonnen wird. Dieses ist stark dosiert, sodass du nur eine geringe Menge benötigst. Außerdem kann die Menge der Wirkstoffe genau angegeben werden, was dir eine besonders präzise Dosierung möglich macht. Ein weiterer Pluspunkt von Präparaten mit Cannabis-Extrakt ist die einfache und diskrete Einnahme. Allerdings lässt die Wirkung etwas länger auf sich warten als beim Inhalieren. Das liegt daran, dass die Wirkstoffe des Cannabis zunächst deinen Verdauungstrakt überwinden müssen.

Cannabis Bluttest

Dosierung und Anwendung: Wie viel Cannabis hilft gegen Migräne?

Auf Cannabis ist definitiv der Spruch anzuwenden: Weniger ist mehr – zumindest am Anfang. Wenn du nicht an die Wirkung von Cannabis gewöhnt bist und gleich mit einer hohen Dosierung startest, sind Nebenwirkungen vorprogrammiert.


Eine niedrige Anfangsdosis von etwa 2,5 mg THC oder CBD ist eher zu empfehlen. In den darauffolgenden Tagen kannst du diese Dosis schrittweise erhöhen, wenn du dich damit wohlfühlst. Wichtig ist, dabei immer auf die Reaktion deines Körpers zu achten. Du erhöhst die Dosis auch nur so lange, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Wenn das Cannabis schon gering dosiert bei deiner Migräne hilft, ist dies optimal und die Dosierung muss nicht weiter angepasst werden.


Wichtig ist, dass du dich dabei von deinem Arzt begleiten lässt. Eine Cannabistherapie sollte auch bei Migräne nicht allein durchgeführt werden. Der Arzt, der dir das Cannabis auf Rezept verschreibt, wird dir regelmäßige Kontrolltermine anbieten, die du auch wahrnehmen solltest.


Perfekt vorbereitet bist du auf diese Termine, wenn du ein Therapie-Tagebuch führst. Hier notierst du die eingenommene Dosis, deine Beschwerden und die Auswirkung von Cannabis auf deine Migräne. Damit lässt sich der Therapieerfolg viel besser nachvollziehen und anpassen, falls nötig.

Cannabis und Migräne: Aktuelle Studienlage

Es gibt einige Forschungsansätze zur Wirkung von Cannabis bei Migräne und Kopfschmerzen. Eine Studie der Washington State University aus dem Jahr 2019 spricht davon, dass Medizinalcannabis die Intensität von Kopfschmerzen und Migräne fast halbieren kann.


Auch aktuellere Studien zeigen, dass Cannabis bei Migräne wohl sehr wirksam ist. Studienergebnisse aus den Jahren 2022 und 2024 belegen die Schmerzlinderung durch Cannabis – bei 67,2 % der Patienten bereits nach 2 Stunden. Weitere 60,3 % berichteten, dass Symptome wie Licht- und Geräuschempfindlichkeit ebenfalls abgenommen haben. Bei diesen Studien setzte man auf eine Kombination von CBD und THC – die Nebenwirkungen fielen minimal aus. Während THC allein zu einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen führen soll, gilt CBD allein als wenig wirksam bei Migräne.


Interessant ist auch die langfristige Wirkung von Cannabis bei Migränepatienten. Im Jahr 2021 wurde dazu eine Auswertung veröffentlicht, die zeigte: Die Patienten gaben an, dass die langfristige Anwendung von Cannabis ihre Migräne allgemein gelindert hat.


Natürlich sind noch weitere Studien nötig, da die medizinische Wirkung von Cannabis – in Bezug auf Migräne und andere Beschwerden – noch nicht gänzlich erforscht ist. Zudem solltest du Cannabis gegen Migräne nicht in Eigenregie verwenden, sondern dich immer in ärztliche Behandlung begeben und dich eingehend von einem Spezialisten beraten lassen.

Mann fährt mit Auto durch Berge

Rezept für Cannabis bei Migräne: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Leidest du unter Migräne und möchtest ein natürliches Mittel gegen deine Beschwerden einsetzen? Medizinalcannabis kann deine Lösung sein. Damit du jedoch eine Cannabistherapie beginnen kannst, benötigst du ein Cannabis-Rezept. Deshalb haben wir ein paar Tipps für dich, wie du ein Cannabis-Rezept bekommen kannst:


  1. Abklärung mit dem Arzt: Am besten wendest du dich an deinen Hausarzt, einen Neurologen oder einen Schmerztherapeuten. Damit du dir Cannabis bei Migräne verschreiben lassen kannst, ist eine Bestätigung erforderlich, dass deine Migräne chronisch ist oder bisherige Behandlungsmethoden keinen Erfolg gezeigt haben.
  2. Beratungsgespräch: In einem persönlichen Gespräch mit deinem Arzt kann geklärt werden, ob sich medizinisches Cannabis für deine Migräne eignet, welche Sorte sinnvoll ist und wie hoch THC bzw. CBD dosiert werden sollen. Auch mögliche Risiken werden in dem Zuge besprochen.
  3. Antragstellung: Manche gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Cannabistherapie. Du kannst einen Antrag stellen, wofür du eine ausführliche Dokumentation deines Arztes benötigst.
  4. Ausstellung des Rezepts: Nach Genehmigung oder Privatverordnung stellt dein Arzt dir ein Cannabis-Rezept aus. Dieses kannst du nun in der Apotheke einlösen, um dein medizinisches Cannabis gegen Migräne zu bekommen.

Wenn dein Arzt nicht aufgeschlossen gegenüber alternativen Verfahren ist, kannst du dir dank Telemedizin auch einen anderen Ansprechpartner suchen. Heute sind Arztgespräche auch via Telefon, Chat oder E-Mail möglich.

Übrigens: Wenn du nur CBD gegen Migräne kaufen möchtest, benötigst du kein Rezept. Nur bei Produkten, die einen THC-Gehalt von über 0,3 % aufweisen, ist ein gültiges Rezept erforderlich.

Welches Cannabis hilft gegen Migräne?

Es gibt verschiedene Sorten von medizinischem Cannabis, sodass die Auswahl im ersten Moment schwierig erscheinen mag. Je nach Sorte variieren der Wirkstoffgehalt und das Wirkprofil. Wenn du Cannabis gegen Migräne einnimmst, spielt die Sorte daher eine große Rolle. Was ist das beste Cannabis gegen Migräne?


Generell eignen sich Cannabis-Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt und einem mittleren bis hohen THC-Gehalt für die Behandlung von Migräne. Wichtige Terpene sind:


  • · Myrcen
  • · Limonen
  • · Pinen
  • · Beta-Caryophyllen
  • · Linalool

Diese sollen durch den Entourage-Effekt die schmerzlindernde und entspannende Wirkung verstärken. Zudem können sie Übelkeit sowie Lichtempfindlichkeit entgegenwirken.


Wir haben eine Auswahl an Cannabis-Sorten und ihre Wirkung bei Migräne für dich zusammengetragen:


Medizinische Sorte

THC in %

CBD in %

Wirkung

OG Kush

20-25

<1

Schmerzlindernd, entspannend

Cannatonic

<1

11-13

Krampflösend, übelkeitslindernd, entzündungshemmend

Gorilla Glue

24-26

<1

Stark schmerzlindernd

Mango Haze

7-10

10-15

Ausgleichend, stimmungsaufhellend

Hindu Kush

20

<1

Entspannend, beruhigend


Wenn du Cannabis gegen Migräne verwenden möchtest und dir immer noch unsicher bist, welche Sorte es sein soll, ist eine ärztliche Beratung sinnvoll. Ärzte können auf bisherige Erfahrungen von Patienten zugreifen und kennen deine individuelle Krankheitsgeschichte. So kann das beste Produkt für deinen Bedarf ermittelt werden.


Wusstest du, dass jeder Mensch etwas anders auf Cannabis reagiert? Das ist unter anderem von der Sorte abhängig. Wenn du mit der einen Art von Medizinalcannabis also nicht zurechtkommst, kannst du eine andere ausprobieren, bis du den gewünschten Therapieerfolg verzeichnest.


Hinweis: Die genannten Sorten sind keine wissenschaftliche Empfehlung. Hierzu hat die Forschung noch keine Aussagen getroffen. Aufgrund der Wirkprofile gelten die Cannabis-Sorten allerdings als eine beliebte Wahl bei Migräne und Kopfschmerzen.

Cannabis gegen Migräne kaufen: Diese Anlaufstellen gibt es

Du hast dein Cannabis-Rezept erhalten und bereits mit deinem Arzt besprochen, welche Sorte es werden soll, um deine Migräne zu lindern? Nun geht es nur noch darum, das Cannabis zu kaufen.


Medizinalcannabis ist in Apotheken erhältlich. Herkömmliche Anlaufstellen haben jedoch meist keine große Auswahl. Daher empfehlen sich spezialisierte Cannabis-Apotheken. Besonders praktisch sind Online-Apotheken, da du hier nicht nur auf ein besonders großes Sortiment zugreifen kannst, sondern auch von einer bequemen und diskreten Lieferung profitierst.


Cannabis-Apotheken führen nicht nur ganze Cannabis-Blüten zum Verdampfen, sondern auch Fertigpräparate und alle möglichen anderen Cannabis-Produkte. So kannst du die Darreichungsform wählen, die dir am ehesten zusagt.

Fazit

Cannabis wird zu vielen medizinischen Zwecken eingesetzt. Ein Einsatzbereich sind Migräne und Kopfschmerzen. Die schmerzlindernde, entzündungshemmende und übelkeitslindernde Wirkung, die aus der Kombination von CBD und THC hervorgeht, soll dabei zum Tragen kommen. Wichtig ist dennoch, dass du dich von einem Arzt beraten lässt und die Cannabistherapie mit ihm besprichst. Auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis ist wichtig, damit du etwaige Nebenwirkungen minimierst.

FAQ: Häufige Fragen zu Cannabis und Migräne

Ist Cannabis gut gegen Migräne?

Aktuelle Studien zeigen, dass Cannabis bei Migräne helfen kann. Es soll Übelkeit reduzieren und Schmerzen lindern. Auch langfristige Verbesserungen werden vermutet.

Welcher Arzt verschreibt Cannabis bei Migräne?

Grundsätzlich kann dir jeder Arzt ein Rezept für Cannabis bei Migräne ausstellen. Oftmals ist die alternative Behandlungsmethode jedoch noch nicht so weit verbreitet, weshalb du nach einem Arzt suchen solltest, der einer Cannabistherapie gegenüber offen eingestellt ist.

Wie merkt man, dass man Cannabis nicht verträgt?

Jeder Mensch reagiert ganz unterschiedlich auf Cannabis. Zeichen dafür, dass du eine Cannabis-Allergie hast, sind Juckreiz, Schwellungen und ein brennendes Gefühl auf der Haut. Es kann aber auch sein, dass du Cannabis zu hoch dosierst. Die entsprechenden Nebenwirkungen können von Müdigkeit und Trägheit über Angstzustände bis hin zu Übelkeit führen. Daher ist es wichtig, Cannabis bei Migräne und auch sonst verantwortungsvoll zu konsumieren und gering zu dosieren.

Kann man Cannabis bei Migräne als Prophylaxe verwenden?

Studien deuten darauf hin, dass Cannabis die Häufigkeit, Dauer und Intensität von Migräneanfällen verringern kann. Um Cannabis wirklich als Migräneprophylaxe identifizieren zu können, ist allerdings noch weitere Forschung nötig.

Cannabis gegen Migräne – welche Arten gibt es?

Zwar gibt es bisher noch keine wissenschaftliche Empfehlung, welche Cannabissorten am besten für Migräne geeignet sind. Aufgrund der Wirkprofile gelten allerdings Sorten wie OG Kush, Cannatonic, Gorilla Glue, Mango Haze und Hindu Kush als eine beliebte Wahl.