Cannabis gegen Schmerzen: Was hilft wirklich und wie wird es angewendet?

Cannabis gegen Schmerzen: Was hilft wirklich und wie wird es angewendet?

Written by: Pia Franziska Kraus

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Cannabis gegen Schmerzen: Was hilft wirklich und wie wird es angewendet?

Chronische Schmerzen mindern die Lebensqualität und führen bei Betroffenen häufig zu einem enormen Leidensdruck. Herkömmliche Schmerzmittel stellen allerdings oft nur bedingt eine Lösung dar. Alternative Therapien sind gefragt. Wie Cannabis gegen Schmerzen helfen soll und was es über die Anwendung in der Schmerztherapie zu wissen gilt, zeigt dieser Artikel.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Cannabis kommt als alternative Schmerztherapie in vielen Fällen infrage.

Verantwortlich für die Wirkung sind die Cannabinoide THC und CBD sowie die enthaltenen Terpene.

Vor allem neuropathische und andere chronische Schmerzen sind eine Indikation für Cannabis auf Rezept.

Um Cannabis gegen Schmerzen einsetzen zu können, benötigst du ein gültiges ärztliches Rezept.

Dieses ist ausschließlich in (Online-)Apotheken einzulösen.

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Cannabis: Wirkung und Einsatz bei Schmerzen

Seit der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland 2024 ist der Zugang zu Cannabis wesentlich einfacher geworden. Medizinalcannabis ist heute keine Seltenheit mehr. Ganz im Gegenteil: Immer mehr Ärzte und Patienten erkennen die Vorteile an, die mit einer Schmerztherapie mit Cannabis einhergehen können.


Doch hilft Cannabis wirklich gegen Schmerzen? Und wie wirken die pflanzlichen Stoffe im Körper, um die gewünschte Wirkung zu erzielen?

 

Die Cannabispflanze geht mit einem breiten Spektrum an Wirkungsweisen einher. Wie genau Cannabis gegen Schmerzen wirkt, ist daher gar nicht so schnell zu beantworten. Verantwortlich sind vor allem die enthaltenen Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Allerdings enthält medizinisches Cannabis auch verschiedene Terpene – dabei handelt es sich um Pflanzenstoffe, die einerseits die Wirkung der Cannabinoide modulieren und andererseits eine eigene Wirkung mitbringen.


  • THC bindet direkt an den CB1- und CB2-Rezeptoren des menschlichen Endocannabinoidsystems, um die Weiterleitung von Schmerzsignalen zu unterbrechen und das Schmerzempfinden zu dämpfen. Zudem soll es muskelentspannend, stimmungsaufhellend und psychoaktiv wirken, was die subjektive Schmerzwahrnehmung beeinflusst.
  • CBD wirkt indirekt auf das Endocannabinoidsystem sowie auf das Nerven- und Immunsystem. Gleichzeitig soll es entzündungshemmend wirken und damit vor allem entzündliche Schmerzarten und ihre Begleitsymptome lindern.
  • Einigen Terpenen wie Beta-Caryophllen und Beta-Pinen wird nachgesagt, entzündungshemmend zu sein und durch den Entourage-Effekt die Wirkung von THC und CBD zu verstärken.

Allgemein kommt Cannabis neben der Schmerzreduktion auch zur Muskelentspannung, Linderung von Ängsten und depressiven Verstimmungen und zur Appetitsteigerung zum Einsatz. Gängig ist auch die Verwendung von Cannabis bei Schlafstörungen.


Grundsätzlich wird Cannabis nur Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen oder chronischen Schmerzen verschrieben. Wenn eine andere geeignete Behandlungsmethode nicht hilft oder zu starke Nebenwirkungen verursacht, sind Ärzte dazu befugt, ihren Patienten Medizinalcannabis zu verschreiben – natürlich unter strengen Kontrollen, um den Therapieerfolg stets verfolgen zu können.


Wichtig: Um von der Therapie mit Cannabis profitieren zu können, solltest du die regelmäßigen Kontrolltermine bei deinem Arzt konsequent einhalten.

Schmerzarten, bei denen Cannabis eingesetzt wird

Damit dir ein Arzt Cannabis gegen deine Schmerzen verschreiben kann, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt werden. Außerdem ist es wichtig, dass Cannabis auch wirklich bei deiner Schmerzart wirkt. Wer bekommt Cannabis als Schmerzmittel? Bei folgenden Schmerzarten kannst du dir Cannabis gegen Schmerzen verschreiben lassen:


  • Cannabis bei Nervenschmerzen: Neuropathische Schmerzen bzw. Nervenschmerzen gehören auf jeden Fall zu den Einsatzgebieten von Cannabis. Diese entstehen unter anderem durch Nervenschädigungen nach Verletzungen oder Erkrankungen. Cannabis soll hier das Schmerzempfinden modulieren können. Einige Erfahrungen und Studien deuten darauf hin, dass Cannabis bei neuropathischen Schmerzen noch besser wirken könnte als klassische Schmerzmittel.
  • Cannabis gegen Rückenschmerzen: Immer mehr Menschen leiden unter chronischen Rückenschmerzen – meist als Ergebnis des modernen Lebensstils, der viel Zeit im Sitzen vor dem Computer mit sich bringt. Gerade dann, wenn andere Behandlungen nicht ausreichen, kann Cannabis hier die Lösung sein.
  • Tumorbedingte Schmerzen: Medizinalcannabis wird häufig ergänzend zu einer Krebstherapie eingesetzt, um die Begleitsymptome wie Schmerzen oder Übelkeit zu lindern.
  • Rheumatische Schmerzen: Häufig wird Cannabis auch bei rheumatischen Schmerzen verschrieben. Das hängt mit der entzündungshemmenden Wirkung zusammen.
  • Cannabis bei Muskelspasmen: Auch bei Muskelspasmen – beispielsweise im Zuge einer Multiplen Sklerose – kann Cannabis Wirkung zeigen. Es soll die Muskeln entspannen und damit nicht nur die Spastiken minimieren, sondern auch die Schmerzen lindern.
  • Cannabis bei Regelschmerzen: Bei Regelschmerzen kann Cannabis ebenfalls eine gute Wahl sein, da es entspannend, krampflösend und schmerzlindernd zugleich wirken soll.
  • Cannabis gegen Migräne: Einige Nutzer haben bereits ihre Erfahrungen mit Cannabis bei Migräne geteilt. Auch hier kann eine schmerzlindernde Wirkung entstehen.

Doch eignet sich Cannabis auch gegen Schmerzen nach einer OP? Tatsächlich ist der Einsatz von Cannabis unmittelbar nach einer Operation nicht zu empfehlen. Hingegen können Patienten, die nach einer Operation länger anhaltende Schmerzen verspüren und auf herkömmliche Schmerzmittel nicht reagieren oder ihre Nebenwirkungen reduzieren möchten, auf Cannabis gegen ihre Schmerzen zurückgreifen. Dies sollte jedoch – wie in jedem Fall – mit dem Arzt abgeklärt werden.

Medizinisches Cannabis: Verschreibung, Berechtigte und Kosten

Cannabis zählt zur Alternativmedizin und wird obendrein streng reguliert. Schließlich ist das enthaltene Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) psychoaktiv und hat eine berauschende Wirkung. Zwar ist es seit der Teillegalisierung 2024 einfacher, an medizinisches Cannabis zu kommen. Allerdings musst du bestimmte Voraussetzungen mitbringen, um Cannabis gegen Schmerzen verwenden zu können.


Medizinalcannabis bedarf einer ärztlichen Verschreibung. Die Cannabistherapie muss mit deinem Arzt abgeklärt werden, da Cannabis nicht nur Wirkungen gegen Schmerzen zeigen, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen mitbringen kann. Auch bezüglich Wechselwirkungen sollte dein Arzt dich beraten, da sich Cannabis nicht mit jedem anderen Arzneimittel verträgt.


Überdies kann in einem ärztlichen Gespräch abgeklärt werden, welches Cannabis gegen deine Schmerzen hilfreich ist. Es gibt verschiedene medizinische Cannabissorten, die mit unterschiedlichen Gehalten an THC und CBD einhergehen. Studien zeigen, dass sowohl CBD als auch THC gegen Schmerzen helfen sollen. Oft wird zu einer Kombination geraten, doch es gibt auch reine CBD- oder THC-Präparate. Die Kombination von CBD und THC hat den großen Vorteil, dass CBD dazu in der Lage ist, die potenziellen Nebenwirkungen von THC abzumildern.


Berechtigt sind all diejenigen, die unter einer schweren Erkrankung oder chronischen Schmerzen leiden. Zudem besteht eine der Voraussetzungen darin, dass klassische Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg zeigen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen.


Nachdem du dich von deinem Arzt hast beraten lassen, kannst du einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen. In vielen Fällen übernehmen Versicherer die Kosten für Cannabis zur Schmerztherapie. Wird dein Antrag jedoch abgelehnt, kannst du Widerspruch einlegen.


Deine Krankenversicherung ist nicht dazu verpflichtet, die Kosten für deine Cannabistherapie zu übernehmen. Falls du dein Cannabis nicht auf Kosten der Versicherung bekommst, kannst du auch einfach ein Privatrezept einlösen. Damit erhältst du medizinisches Cannabis, trägst jedoch die vollen Kosten selbst.


Einzulösen sind Cannabis-Rezepte in Apotheken. Um eine große Auswahl an Cannabis-Produkten und -Sorten zu haben, kannst du dich an eine spezialisierte Apotheke wenden. Besonders Online-Apotheken empfehlen sich, da du hier garantiert fündig wirst.

Cannabis-Anwendung bei akuten und chronischen Schmerzen

Cannabis gegen Schmerzen gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Viele kennen den Klassiker: die ganze Cannabisblüte, die zerkleinert und dann verdampft oder geraucht wird. Allerdings ist dies nicht die einzige – und auch nicht die diskreteste – Anwendungsweise. In der Schmerztherapie unterscheiden wir verschiedene Darreichungsformen von Cannabis:


  • Inhalation: Cannabisblüten können über einen Vaporisator verdampft und inhaliert werden. Die Wirkung tritt in der Regel innerhalb von Minuten ein, was gerade bei akuten Schmerzen sehr willkommen ist. Allerdings klingt die Wirkung auch schnell wieder ab.
  • Orale Einnahme: Cannabis gibt es in Form von Ölen, Kapseln und Tinkturen für die orale Einnahme. Der Wirkeintritt ist etwas verzögert und dauert rund 30 Minuten bis 2 Stunden. Dafür hält der Effekt länger an, was gerade bei chronischen Schmerzen ideal ist.
  • Oromuskulare Anwendung: Präparate wie Tropfen oder Sprays, die unter die Zunge (sublinugal) gegeben werden, gelangen schnell in den Blutkreislauf. Zudem hält die Wirkung länger als bei der oralen Einnahme an.
  • Fertigarzneimittel: Es gibt Tabletten, die die Wirkstoffe der Cannabispflanze enthalten, aber genauso wie klassische Schmerztabletten aussehen. So ist maximale Diskretion bei der Einnahme gewährleistet.
  • Cremes und Salben zur äußerlichen Anwendung: Cannabis lässt sich gegen Schmerzen auch punktuell von außen auftragen. Allerdings sind die Effekte nicht so stark, weshalb Hanfsalben und -cremes eher selten verordnet werden. 

Cannabis gegen Schmerzen kaufen: rezeptpflichtig, rezeptfrei oder online

Wie bereits geklärt, kannst du Cannabis gegen Schmerzen in der Apotheke bzw. Online-Apotheke kaufen. Doch geht das auch rezeptfrei?


Tatsächlich ist Cannabis immer rezeptpflichtig, wenn THC enthalten ist. Dies ist das Cannabinoid, das eine potenziell berauschende Wirkung hat und daher häufig zu Freizeitzwecken missbraucht wird. Da die meisten Präparate – seien es Hanftropfen gegen Schmerzen, Tabletten oder Blüten zur Inhalation – THC enthalten, sind sie verschreibungs- und apothekenpflichtig.


Wusstest du, dass du ein Cannabis-Rezept auch online und ganz legal erhalten kannst? Dies ist eine hervorragende Alternative für alle, die sich mit ihrem Anliegen vielleicht nicht zu ihrem Hausarzt trauen oder eine Beratung durch einen auf Cannabis spezialisierten Arzt wünschen.


Dank Telemedizin kannst du von überall und zu jeder Zeit mit einem approbierten Arzt in Kontakt treten, der dich per Telefon oder Videogespräch berät. In einigen Fällen sind zwar Untersuchungen vor Ort nötig, doch oftmals bekommst du bereits auf digitalem Wege dein Cannabis-Rezept. Manche Anbieter ermöglichen dir gleich einen Online-Vergleich verschiedener Cannabissorten, die für deine Schmerzart geeignet sein könnten.


Wichtig: Wende dich ausschließlich an seriöse Anbieter, die tatsächliche Ärzte beschäftigen. Nur so erhältst du ein gültiges Rezept, das du legal in der Apotheke deiner Wahl einlösen kannst.

Nebenwirkungen und Sicherheit von Cannabis bei Schmerzen

Da bereits einige Schmerzpatienten eine Schmerztherapie mit Cannabinoiden gemacht haben, gibt es verschiedene Erfahrungen zu den Nebenwirkungen und der Sicherheit von Cannabis. Tatsächlich resultieren die meisten unerwünschten Wirkungsweisen aus einer falschen – meist zu hohen – Dosierung.


Sei es eine Hanfsalbe gegen Schmerzen oder Tropfen gegen Migräne – Erfahrungen bisheriger Nutzer sind immer wertvoll, wenn du eine Cannabistherapie beginnen möchtest. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen:


  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Übelkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Mundtrockenheit

Um das Risiko dieser Nebenwirkungen zu minimieren, solltest du mit einer geringen Dosierung starten und dich ganz langsam und vorsichtig an die gewünschte Dosis herantasten. Dies kann einige Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen.


Bei Cannabis-Produkten mit einem recht hohen THC-Gehalt können zudem psychoaktive Effekte auftreten. Bedenke, dass du unter dem Einfluss von THC weder Maschinen betätigen noch Fahrzeuge führen solltest. Dies erhöht deine eigene Sicherheit und die deines Umfelds.


Die Beratung durch deinen Arzt sollte unbedingt auch psychische Vorerkrankungen abdecken. THC kann diese in manchen Fällen verstärken oder für andere unerwünschte Effekte sorgen.


In Einzelfällen können durch die Einnahme von Cannabis gegen Schmerzen Herz-Kreislauf-Beschwerden auftreten. Allerdings gibt es keine Aufzeichnungen über lebensbedrohliche Komplikationen. Wenn du allerdings Symptome wie Herzrasen oder einen Abfall des Blutdrucks feststellst, solltest du dich umgehend für eine Abklärung zu deinem Arzt begeben.

Fazit

Cannabis ist eine immer beliebtere Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Es soll nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend und krampflösend wirken, was seine Anwendungsbereiche so vielfältig macht. Wenn du Cannabis gegen deine Schmerzen einsetzen möchtest, solltest du dich an deinen Arzt wenden, der dir die pflanzliche Alternative verschreiben kann.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Cannabis gegen Schmerzen

Welche Schmerzen lassen sich mit Cannabis behandeln?

Viele Schmerzen können mit Cannabis behandelt werden. Vor allem bei neuropathischen und anderen chronischen Schmerzen sind die Wirkstoffe der Pflanze beliebt.

Welche Dosierung und Einnahmeformen sind empfehlenswert?

Je nach Schmerzart und persönlicher Präferenz ist eine andere Darreichungsform empfehlenswert. Du kannst Cannabis gegen deine Schmerzen inhalieren, oral als Tablette einnehmen oder als Spray unter die Zunge sprühen.

Wer kann Cannabis als Schmerzmittel verschreiben lassen?

Patienten, die chronische Schmerzen haben und bei denen klassische Therapien nicht die gewünschte Wirkung zeigen, können sich Cannabis gegen ihre Schmerzen verschreiben lassen.

Kann man Cannabis rezeptfrei kaufen?

Medizinisches Cannabis ist in Deutschland apotheken- und rezeptpflichtig. Rezeptfrei kannst du nur einzelne CBD-Präparate erwerben, wenn ihr THC-Gehalt äußerst gering ist.

Wie hoch sind die Kosten der Cannabis-Schmerztherapie?

Je nach Beschwerden und Patient variieren die Kosten einer Schmerztherapie mit Cannabis. In der Regel kannst du jedoch eine Kostenübernahme durch deine Krankenversicherung beantragen, um die Kosten nicht allein tragen zu müssen. Selbstzahler werden monatlich mit bis zu hunderten Euro zur Kasse gebeten.